Dienstag, 3. Juli 2012

Test Fantec CL-35B1 - NAS mit USB 3.0

Mein Testbericht zum Fantec CL-35B1.

Ich weiß gar nicht wie ich dieses Gerät genau bezeichnen soll. Es nennt sich zwar ein NAS, ist es sicherlich auch, aber wenn es denn ein NAS ist, dann eher eine minimalistische Auslegung.

Aber mal von vorne. Was sind meine aktuellen Erwartungen? Mein Anliegen war es
  • Festplatten-Speicher im LAN zur Verfügung zu stellen
  • extern (also aus dem Internet) auf die Daten zugreifen zu können
  • Media-Streaming (Video, Musik, Bilder) an mein TV zu ermöglichen.
Weitere Rahmenbedingung: Da das Gerät im Wohnzimmer betrieben werden soll, muss das Gerät so geräuscharm wie nur möglich sein. Damit scheidet ein üblicher NAS (der / die / das NAS? keine Ahnung) mit einem Dauerlüfter schon mal aus.

Zunächst war der Gedanke einfach eine große externe USB-Festplatte an die FritzBox anzuschliessen. Bekanntlich erlaubt die FritzBox 7390 (und 7270) den Anschluss eines USB-Laufwerks. Die Daten werden dann im LAN und auf Wunsch auch über das Internet bereitgestellt. Auch das Streamen über DLNA beherrscht die FritzBox. Super.
Was mich jedoch etwas stört ist die Zugriffsgeschwindigkeit auf das USB-Laufwerk über die FritzBox. Die FritzBox ist halt ein Router und kann echter NAS.

Schon kam der nächste Gedanke: Dann lieber doch eine LAN-Festplatte?
Warum nicht gleich beides? Am besten noch über USB 3.0.

So kann ich nämlich die Festplatte erst über USB 3.0 (Superspeed) anschliessen und mit Fotos etc. "befüllen" und danach im Netz über LAN betreiben. Der Fantec CL-35B1 bietet genau diese Möglichkeit.



Meine Erfahrung und Bewertung

Man muss wissen was man in diesem Fall genau kauft. Der Fantec CL-35B1 ist kein echter NAS mit sehr vielen Funktionen und Riesenpower. Es ist tatsächlich eine Festplatte in einem externen Gehäuse, was den Zugriff über USB 3.0 oder alternativ über LAN erlaubt. Aber nicht gleichzeitig, d.h. entweder USB oder LAN.

Inbetriebnahme
Der CL-35B1 wird zunächst per LAN angeschlossen. Über die Web-Konfigurationsoberfläche muss zunächst die Platte (als exFat Dateisystem!) formatiert werden. Allein das Dateisystem könnte für viele schon ein ko-Kriterium sein.
Da ich jedoch das Gerät hauptsächlich im LAN betreiben möchte, kann das Dateisystem zunächst einmal egal sein. Sämtliche Zugriffe und Übertragungen werden über Netzwerkprotokolle sichergestellt. Und auch über Windows kann man auf exFAT zugreifen. Also für mich kein großer Nachteil.

Benutzeroberfläche
Die Benutzeroberfläche ist sehr übersichtlich, schick und benutzerfreundlich zugleich; mal ohne Ironie: wenn man sehen möchte, was Benutzerunfreundlichkeit bedeutet, kann dieser NAS als Musterbeispiel dienen. Und  Ironie des Schicksals: es gibt glücklicherweise kaum etwas zu konfigurieren bei diesem NAS.

Die Web-Bedienoberfläche des Fantec CL-35B1. Wo wird hier was eingestellt?

Das "Benutzerhandbuch" ist sowohl auf der Fantec Webseite als auch auf der CD zu finden, und zwar als wiki.
Für mich sind jedoch diese Aspekte nicht so entscheidend.

Performance und Betriebsgeräusche
Kommen wir nun zu den - für mich persönlich - entscheidenden Punkte. Eins vorweg: das Gerät ist sehr sehr leise. Lediglich die bekannten Schreibzugriffe auf die Festplatte hört man, wenn man unweit vom Gerät ist. Für mich schon mal ganz gut.

Ein kurzer Tet mit HDTune zeigt unter USB 3.0 eine durchschnittliche Transferrate von 93 MB/Sekunden. Zum Vergleich: mit USB 2.0 erziele ich nur ein Drittel davon.



Ähnliche Transferraten werden auch von ATTO Disk Benchmark ermittelt.



Wie schaut's über LAN aus? Gemessen habe ich die Daten-Transferrate vom PC zum NAS wobei beide am Gigabit-Router hängen. Erreicht werden ca. 22 - 23 MB/Sekunde.


Die Übertragungsrate über Gigabit LAN ist natürlich eher ein Witz. Denn zwei Computer am gleichen Router übertragen Daten mit über 90 MB/Sekunde. Der Fantec CL-35B1 schaft gerade 1/4 davon.

Anwendungen
Über die Web-Gui können unterschiedliche Einstellungen vorgenommen werden. So können WevDav- , FTP- und Samba-Zugriffe eingerichtet und eingeschränkt werden.

Für iOS und Android gibt es Gratis-Apps mit der ebenfalls auf die Daten auf der Fantec Drive zugegriffen werden kann.

Was mir besonders am Herzen liegt: Media-Streaming. In der Webkonfiguration kann für's Streaming je ein Verzeichnis für Videos, Musik und Bilder ausgewählt werden. Dieses Verzeichnis muss ein Stamm-Verzeichnis sein. Gestreamt werden dann alle Dateien in diesem Verzeichnis inkl. der Unterverzeichnisse.

Das Streaming funktioniert ganz gut, auch Full HD (1080p) klappt mühelos. Da über DLNA gestreamt wird, gibt es natürlich Einschränkungen bei den Formaten. Videoformate wie mkv, mpg, xvid können glücklicherweise abgespielt werden.
DVDs (weder als ISO noch als VOB) werden eigentlich nicht erkannt. Alter Bauerntrick: benennt man jedoch die .VOB Datei um in bspw .mpg, funktioniert die Wiedergabe.

Weitere Programme auf dem NAS installieren möglich? Nein.
Telnet-Zugriff? Fehlanzeige.

Fazit
Das Gerät ist in der Preisklasse für meine Anforderungen
  • kein Lüfter (und dadurch leise)
  • USB 3.0 Anschluss
  • Gigabit LAN Anschluss
  • WebDav / FTP / Samba Zugriff
  • Media Streaming über DLNA
akzeptabel.


Wer jedoch einen echten NAS Server haben möchte, sollte sich anderweitig umschauen.